Porzellan von Fukagawa Seiji (深川製磁 株式会社)

Mit filigraner Kunst gezeichnete japanische Schönheit eröffnet eine neue Ära der Keramik

Arita in der Präfektur Saga ist die Wiege des japanischen Porzellans. Zum ersten Mal wurde dort im Jahr 1616 Porzellan gebrannt. Während der Korea-Feldzüge von Toyotomi Hideyoshi brachte der Fürst des Nabeshima-Clans Töpfermeister aus Korea mit. Diese entdeckten in Izumiyama bei Arita Porzellanstein, das hochwertige Ausgangsmaterial für Porzellan, und begannen mit der Herstellung.

Das sogenannte „Imari“-Porzellan, das während der Edo-Zeit bei europäischen Königs- und Adelsfamilien sehr geschätzt wurde, wurde hier produziert und über den Hafen von Imari exportiert.

Die Familie Fukagawa betrieb seit etwa 1650 in Arita über Generationen hinweg Brennöfen. Im Jahr 1894 (Meiji 27) gründete Chuji Fukagawa die Porzellanmanufaktur Fukagawa Seiji. Bereits vor der Gründung des Betriebs hatte der junge Chuji mehrfach Europa bereist und mit eigenen Augen gesehen, wie europäische Manufakturen, insbesondere die Meissener Porzellanmanufaktur in Deutschland, aufstiegen. Dies inspirierte ihn dazu, das Ziel zu verfolgen, „das beste Porzellan der Welt“ herzustellen.

Er verband die traditionellen Techniken Aritas mit fortschrittlicher europäischer Technologie und strebte ein einzigartiges Design an, das die Ästhetik Japans zum Ausdruck bringt.

Chuji stellte auf der Weltausstellung 1900 in Paris eine große Vase aus, die durch außerordentlich hohe dekorative Techniken gefertigt worden war, und erhielt dafür die Goldmedaille. Auch auf späteren Weltausstellungen in verschiedenen Ländern wurde Fukagawa Seiji ausgezeichnet und erlangte internationale Anerkennung.

Daraufhin eröffnete das Unternehmen über das Watt Trading House in Birmingham, England, Vertretungen in London, Paris, Hamburg, Mailand und Brüssel und verbreitete so den Reiz der japanischen Keramikkunst in der ganzen Welt.

Das edle „Fukagawa-Blau“, das Gäste aus aller Welt begeistert

Was den Namen Fukagawa in aller Welt bekannt machte, war die reine Schönheit des Kobaltdekors (sometsuke). Besonders großen Wert legte Chuji auf das transparente Weißporzellan, das durch das Brennen bei hohen Temperaturen von 1350°C entsteht, und das darauf in edlem Blau gemalte Dekor. Dieses Blau wird als „Fukagawa-Blau“ bezeichnet. Die sogenannte Dami-Technik, bei der mit nur einem Pinsel feine Farbverläufe erzeugt werden, schafft ein mystisch wirkendes Blau.

Die innovativen Designs, die sich deutlich von den bisherigen Stilrichtungen des Arita-Porzellans wie Ko-Imari, Kakiemon und Iro-Nabeshima abheben, wurden als „Fukagawa-Stil“ bekannt.

Durch kontinuierliche Weiterentwicklung der Brenntechnologie, die Verbesserung der Glasuren und andere technische Innovationen wurde schließlich die heute noch für Fukagawa Seiji charakteristische höchste Qualität erreicht: ein transparentes, reines Weißporzellan mit klarem, leuchtendem Blau.

Fukagawa Seiji wurde vom Meiji-Tennō mit der Herstellung von Tafelgeschirr für offizielle Bankette beauftragt. 1910 (Meiji 43) erhielt die Manufaktur den Titel eines kaiserlichen Hoflieferanten (Kunai-shō Goyōtashi). Auch nach der Aufhebung dieses Systems kurz nach dem Zweiten Weltkrieg beliefert Fukagawa Seiji bis heute den kaiserlichen Haushalt.

Darüber hinaus wurde Fukagawa-Porzellan auch auf den Passagierschiffen der Reederei Nippon Yusen Kaisha verwendet, auf denen prominente Persönlichkeiten wie Charlie Chaplin oder Albert Einstein zu Gast waren. Dass Fukagawa-Porzellan bei diplomatischen Empfängen eingesetzt wird, unterstreicht seinen Rang als eine der führenden Marken Japans.

Dieser Stolz spiegelt sich auch im Markenzeichen „Fujisan mit fließendem Wasser“ wider, das Chuji bei der Gründung in seiner Vision vom weltweiten Erfolg wählte.

Arita – die historische „Wiege des Porzellan“ Japans

Lage & Geografie

Arita liegt im Westen von Saga (Kyūshū), an der Grenze zur Präfektur Nagasaki. Etwa 65 km² groß, besteht rund 70 % der Fläche aus bewaldeten Hügeln und Bergen. Der Arita-Fluss durchfließt die Stadt und mündet bei Imari ins Meer.

Geschichte & Ursprünge des Porzellans

  • Frühe keramische Tradition: Bereits im späten 16. Jh. begannen in der Region Hizen erste Töpferbetriebe – sie stellten irdene Keramik her, die später als „Karatsu-yaki“ bekannt wurde.

  • 1616 – der Wendepunkt: Der koreanische Töpfer Kanagae Sambe (auch Yi Sam‑pyeong) entdeckte in Izumiyama Kaolin, den Grundstoff für Porzellan. Damit begann die erste Porzellanproduktion Japans – zunächst in Arita, später exportiert über den Hafen Imari.

  • Edo-Zeit & Export: Im 17. Jh. florierte der Export – meistens nach Europa über die Niederländische Ostindien-Kompanie. Typisches „Imari“-Stil-Porzellan kombinierte Kobaltblau, Rostrot und Gold mit floralen und Tiermotiven.

  • Meisterrichtungen:

    • „Kakiemon“ (seit 1640): zarte Polychromie auf reinweißem Porzellan mit asymmetrischen Designs.

    • „Nabeshima-Stil“ aus Oka‑kawachi: Edelporzellan streng für den herrschaftlichen Gebrauch.

  • Kultur und Verwaltung: Um Geheimhaltung der Technik zu sichern, errichtete die Domäne ein Verwaltungsamt (代官所). In der Meiji-Zeit und darüber hinaus wurden Orte wie Higashi- und Nishi-Arita zu Arita-machi zusammengelegt.

UNESCO Erbe

  • Die ursprünglichen Porzellanbetriebe und Arbeiterquartiere in Arita–Ōkawachiyama wurden als bedeutendes traditionelles Bauensemble ausgewiesen.

  • Der Tōzan-Schrein wurde 1658 gegründet, um den Erfinder Yi Sam‑pyeong zu ehren. Ein einzigartiger Schrein mit Torii und Komainu aus Porzellan, 2000 als Kulturgut erklärt. Jährlich am 4. Mai findet dort das Tosōsai-Fest statt.

Traditionelle Handwerkskunst

Kunstform Merkmale
Arita-/Imari-Porzellan Hartporzellan mit feinen Glasuren, bemalt in Blau-Weiß, später auch polychrom. Für Europa-Export entwickelt.
Kakiemon-Stil Reiner Weißgrund, zarte, asymmetrische Aquarellornamente – geführt seit dem 17. Jh. durch die Sakaida-Familie .
Nabeshima-Porzellan Streng kontrollierte, exklusive Porzellanproduktion für die Herrscherschaft, formal und elegant .

Diese Techniken prägen bis heute die Kulturlandschaft und exportfähige Vielfalt von Arita.

Wirtschaft & Bildung

  • Die Porzellanindustrie ist das zentrale wirtschaftliche Standbein – ungeachtet stagnierender Zahlen (von ca. 100 Betrieben 2012).

  • Bildung für Kunsthandwerk: Arita Technical High School und das Arita College of Ceramics sind essentiell für Nachwuchsförderung.

  • Internationale Kontakte: Partnerstädte sind Meißen (seit 1979) und Jingdezhen (1996), beide ebenfalls weltweit für Porzellan berühmt.

Museen & Veranstaltungen

  • Kyushu Ceramic Museum: Ausstellung historischer Imari-Stücke – inkl. Kanbara- und Shibata-Kollektion

  • Geschichts‑ & Volkskundemuseum Arita: Bewahrt 400 Jahre keramischer Geschichte – mit Ofenresten, Werkzeugen & Puppentheater

  • Porzellan-Park Arita: Ein Mini-Zwinger-Nachbau mit Galerie, Shop und Restaurant – mit lebhaften Sorten und Designs

  • Arita Ceramic Fair: Größter Keramikmarkt Westjapans jedes Golden Week – über 700 Stände, ca. 1 Mio. Besucher

  • Weitere traditionelle Feste:

    – Hina-Matsuri (Porzellan-Hina-Puppen), Februar–März.
    – Sarayama Matsuri im Oktober mit Mikoshi-Umzug und Teller-Tanz

Fazit

Arita ist weit mehr als ein Produktionsort – es ist die historische „Wiege des Porzellan“ Japans. Hier trifft Tradition auf Moderne: jahrhundertealte Techniken wie Arita-, Kakiemon- und Nabeshima-Porzellan werden in lebendigen Werkstätten erhalten und gleichzeitig mit internationaler Strahlkraft gepflegt. Die Stadt kombiniert gelebtes Handwerk, Bildung und interkulturellen Austausch – was Arita nachhaltig als global einzigartiges Porzellanzentrum positioniert.